Mittwoch, 13. November 2013

MM-Präparation 4: Stereomikroskope



Der Weg von der im Gelände gefundenen Gesteinsprobe mit Mikromineralien bis zum fertigen Micromount ist manchmal lang und mühsam. Begleiten Sie mich auf dem Weg dorthin.

(Fortsetzung)


Ein paar Worte zum Hauptarbeitsinstrument jedes Mikromineralsammlers.

Da ich öfters mit Sammlern außerhalb des deutschsprachigen Raums in Kontakt trete, habe ich mir angewöhnt, nur noch von „Stereomikroskopen“ (stereo microscopes) zu reden/schreiben, da der hier eher gebräuchliche Begriff „Binokular“ (oder die Kurzform „Bino“) besonders in englischsprachigen Ländern zu Irritationen führen kann, da er anders verwendet wird.

Wir betrachten unsere Schätze mit beiden Augen gleichzeitig über zwei getrennte Strahlengänge, die meistens mit einem Winkel von 14° auf das Objekt treffen. Dieses stereoskopische Sehen vermittelt uns eine plastische, dreidimensionale Wirkung und erleichtert uns das Entdecken und Bestimmen der auskristallisierten Minerale. Dieses Grundprinzip ist allen üblichen Stereomikroskopen gleich. 

Schöne Aragonite von mir einem unbekannten Fundort
(genaue Hinweise erbeten. Bitte Kommentarfunktion unten nutzen)
Foto & Samml.: R. Santee, Bloomingdale, New Jersey, USA *)
Bildbreite: ca. 5 mm

Es tummeln sich etliche Hersteller auf dem Markt, die Instrumente in unterschiedlichen Qualitätsstufen für viele Zielgruppen anbieten. An dieser Stelle möchte ich keine Kaufempfehlungen für einzelne Fabrikate aussprechen, da ich weder Ihren Geldbeutel noch Ihre Verwendungsabsichten kenne. Allerdings möchte ich dem Anfänger vor einer Kaufentscheidung einige, hoffentlich hilfreiche Hinweise bei der „Qual der Wahl“ geben:

  • Die Qualität optischer Geräte hat ihren (hohen) Preis. Stereomikroskope, vielleicht noch mit angeschlossener USB-Kamera, die man in regelmäßigen Abständen beim Discounter findet, geben Sie bitte Ihren Kindern/Enkel zum Spielen. Für unsere Zwecke sind die Instrumente untauglich. Vergütete oder asphärische Linsen reduzieren Abbildungsfehler, sind aber in der Herstellung ungleich teurer als „normale“ sphärische Linsen. Ihr Stereo-Mikroskop ist ein Präzisionsinstrument; niedrige Fertigungstoleranzen erhöhen die Kosten, sorgen aber für „bessere Abbildungsqualitäten“. Bevor Sie die Investition in ein vermeidlich teures Mikroskop scheuen, schauen Sie Ihre Lieblings-Mikromineralstufe durch ein wirklich hochwertiges Instrument an. Sie werden den qualitativen Unterschied schnell bemerken (und zu schätzen wissen): Brillante, farbgetreue, knackscharfe Resultate. Einfache Stereo-Mikroskope im unteren Preissegment zeigen besonders mit steigendem Vergrößerungsfaktor öfters flaue, verwaschene Eindrücke, bei denen das Hobby nur halb so viel Spaß bringt. Hat man einmal für kurze Zeit die Qualität hochwertiger Stereomikroskope „genossen“, will man nicht mehr zurück. Auch wenn es vielleicht eine hohe finanzielle Investition ist: Sparen Sie nicht am falschen Ende. Ihr Kauf wird Sie ein Sammlerleben lang begleiten.
  • Kaufen Sie nur Markenprodukte, bei denen Sie auch nach Jahren oder Jahrzehnten Ersatz- oder Ergänzungsteile und einen professionellen Herstellerservice bei der Wartung (in Ihrem Heimatland) erwarten können. Besonders die bekannten Fotoapparat-Fabrikanten Leica, Nikon, Olympus, Zeiss usw. sind da bevorzugte Wahl. Erkundigen Sie sich schon beim Kauf, wer im Fall-der-Fälle Ihr Gerät wartet oder repariert. Ein Versand nach Russland oder China sollten Sie sich zweimal überlegen. Übrigens: Einige herstellerunabhängige Servicebetriebe verkaufen günstig gebrauchte Marken-Stereomikroskope. Es muss nicht immer Neuware sein.
  • Unser Arbeitsbereich liegt zwischen 10- bis 60-facher Vergrößerung. Sehr selten habe ich in über 30 Jahren Sammeltätigkeit auch eine 80-fache Vergrößerung benutzt. Was Sie dabei nicht eindeutig erkennen können, brauchen Sie auch nicht zu sammeln - um es hart auszudrücken. Viele Instrumente werden als Zoom-Stereomikroskope angeboten. Hierbei kann man meist durch einen simplen Handgriff den Vergrößerungsfaktor in vorgegebenen Stufen (oder auch stufenlos) verändern. Diese Option sollten Sie unbedingt nutzen. Nichts ist ärgerlicher beim Betrachten einer Stufe, wenn man umständlich die Okulare wechseln und/oder Vorsatzlinsen montieren muss. Die Vorsatzlinsen meines Stereo-Mikroskops liegen seit Jahrzehnten unbenutzt im Schrank. Sparen Sie sich diese Ausgabe. Hochwertige Mikroskope haben ein großes Blickfeld. Achten Sie beim Kauf auf große Linsen-Durchmesser der Okulare und Objektive. Achten Sie darauf, dass einer der Okulartuben eine Feineinstellung besitzt, um Unterschiede auszugleichen, denn Ihre beiden Augen sind nicht gleich. Manche Hersteller bieten Farbkorrektur-Okulare an. Berücksichtigen Sie, dass die Okulare der Hersteller nicht beliebig untereinander austauschbar sind, auch wenn es der gleiche Außendurchmesser suggeriert.
  • Einige Mikroskope werden mit einem zusätzlichen Tubus zum Montieren einer Fotokamera angeboten. Einige Hersteller liefern Adapter, die man anstelle des Okulars einsetzt. Was früher noch ganz brauchbar war, hat sich m.E. nunmehr überholt. Durch den Einsatz von sog. „Stacking-Software“ ist ein feiner Trieb erforderlich, den man kaum (oder nur aufwändig) mit dem üblichen Zahnstangentrieb der Mikroskope realisieren kann. Mein Tipp: Sofern Sie früher oder später Fotos Ihrer Mikromineralschätze anfertigen wollen, sollten Sie dafür Ihr Mikroskop nicht einsetzen. Sie erzielen bessere Ergebnisse mit Balgengerät und Positionier-Tischen in einer separaten Anordnung. Zusatztubus und Fotoadapter können Sie sich nach meiner Ansicht sparen.
  • Viele Hersteller liefern passend zum Mikroskop eine (teure) Beleuchtung mit. (Überhaupt wird beim Zubehör richtig hingelangt. Überlegen Sie genau, was Sie wirklich benötigen). Sicherlich, die Beleuchtung ist enorm wichtig und sollte nicht als nebensächlich abgetan werden. Eine „farbneutrale“, ausreichend helle und einstellbare Beleuchtung ist gewünscht. Nach meiner Erfahrung bieten nur die Hersteller im obersten Preissegment gute Beleuchtungssysteme. Bei allen anderen Herstellern sollten Sie auf externe Lösungen zurückgreifen. Das kann ein Eigenbau aus recht preiswerten LED’s sein oder der Zukauf von Leuchten bei „Spezialisten“ hierfür.
  • Mikroskop-Körper und –Trieb sind meist getrennte Baueinheiten. Bedenken Sie, welchen Arbeitsraum Sie unter dem Stereo-Mikroskop benötigen. Manch großes Rohsteinstück passt nicht darunter. Sofern Sie größtmögliche Flexibilität wünschen, so sollten Sie Systeme auswählen, bei denen Sie den  Mikroskop-Körper an unterschiedliche Füße, Sockel bzw. Aufnahmen (engl.: „base“) montieren können. Dieses sollte natürlich einfach und ohne Werkzeug erfolgen. Bedenken Sie, dass Sockel, die einen hohen Arbeitsraum unter dem Objektiv ermöglichen, meist groß, sperrig und schwer sind bzw. sein müssen. Dieser Aspekt ist wichtig, wenn Sie Ihr Stereomikroskop außer Haus einsetzen wollen. Als vorteilhaft haben sich Systeme erwiesen, in denen der Mikroskop-Körper frei um die optische Hauptlängsachse, also vertikal drehbar und in jeder Winkelstellung arretierbar ist. Dann kann Ihr Nachbar oder Gegenüber schnell und bequem beteiligt am Geschehen beteiligt werden.

Als Abschluss als Service eine kleine Übersicht namhafter Stereomikroskop-Hersteller. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sollten Sie einen wichtigen Eintrag vermissen, senden Sie mir bitte eine kurze E-Mail: micromounter@public-files.de



Hersteller



American Optical (AO)
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Askania MikroskopTechnik Rathenow
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Bausch and Lomb
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Bresser               
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Breukhoven
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Celestron
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Eschenbach
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Euromex
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Hertel & Reus (Nachf.: Gerhardt / Nickel)
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Hund
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Kaps
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Kruess
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Labomed / Luxeo
s. Breukhoven
Leica
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Leitz
s. Nachf.: Leica
Meiji microscopes
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Micros
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Motic
Nikon
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Novex
s. Euromex
Olympus
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Optika
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Wild / Wild Herbrugg
s.  Leitz | s. Leica
Zeiss
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Zeiss-Jena
s. Zeiss


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(wird fortgesetzt)


*) mit freundl. Genehmigung




1 Kommentar:

  1. Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Ich denke dass so ein Stereomikroskop eine sehr gute Anschaffung ist. Die Möglichkeiten sind vielseitig.
    Beste Grüße,
    Georg von http://www.mikroskop-kaufen.net

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